Drei im Womo
Hinten wird's hell!
Mittwoch, 8. Juli 2015, 20:52
Wenn ein Satz in den letzten Tagen - ach was sage ich: in den letzten Wochen - immer wieder gefallen ist, dann der! Gemeint haben die Sabbatisten damit stets das immer eine: das Wetter beim Anblick des Himmels bzw. Horizonts. Getreu dem Lindenberg-Motto "Hinterm Horizont geht's weiter" haben blaue Lücken im grauen Wolkensalat immer wieder Mut gemacht. So wie gestern - und wurden ein ums andere Mal wieder enttäuscht - zumindest sehr oft. Von wem? Klar: vom Kollegen Regen.


Dennoch sind wir gestern auf unserem zielstrebigen Womo-Marsch gen Süden doch nicht ganz so schnell, ganz so weit durchgerauscht. Immerhin lag mit dem Stätdchen Marifried und dem dort befindlichen Schloß Gripsholm so etwas wie ein heiliger Gral für jeden Germanisten am Wegesrand. Onkel Tucholsky hat hier in der Nähe kurze Zeit gelebt und zuerst dort auch seine letzte Ruhestätte gefunden. Ein Besuch des nahegelegenen Campingplatzes für diese Nacht ergo obligatorisch.

Könnte man glatt als Bilderbuch-Örtchen durchgehen lassen...

Man beachte das Entenanwesen...

Typisch schwedisches "besseres" Familienhaus...

Das Gripsholmer Rathaus...

Im Hintergrund Schhloß Gripsholm...

Durchaus nette Umgebung...

Ein Heimatmusseum lud (aber nicht uns) zum Besuch ein...

Bei heiterstem Himmel machten wir klappenden Rades von dort aus einen Ausflug in das beschauliche Örtchen. Und prompt lockte uns die gegenüber Hafen und Schloß seit dem 17. Jahrhundert (!) bestehende Speiselokalität mit nunmehr chilligen Hängematten, Lounchmobiliar und weißen Gartenstühlen. Aus der anfänglichen Idee hier ein kaltes Koffeingetränk einzunehmen wurde schnell mehr. Immerhin hatte sich der kleine Hunger bereits gemeldet, worauf wir schnell auf ein gepflegtes Dinner umschwenkten. Aber bitte eine landestypischen Speise und nicht das, was man überall bekommt! Ergo viel die Wahl auf je ein fette Portion Schöttbullar. Richtig gelesen: Schöttbullar. Denn auch wenn man die bekannten Hack-Schwedenbälle bei uns ausspricht, wie man sie schreibt - also mit "K" -, schaut einen ein schwedischer Kellner nur mit offenen Augen an, wenn man diese Speise ihm gegenüber auch so artikuliert. "Again what learnt" wie mein Landsmann Lothar sagen würde. Die Hoffnung, dass sie viel edler schmecken würden als ihre bei Ikea im tonnenweise täglich verabreichten Kollegen bewahrheitete sich leider nicht wirklich. Ein kleines bisschen edler im Geschmack, ein riesenbisschen teurer als im Möbelmarkt. Satte 45 Euro für 2 Portionen plus 2 Cola sind für deutsche Gefühle ziemlich "fett". Letzteres traf - nur am Rande erwähnt - auch für die Verdaulichkeit der braunen Tennisbälle aus Fleisch zu. Sch... drauf im wahrsten Sinne des Wortes!

Speißelokal mit mehr als 300 Jahren im Tradition...

Mit netter Einrichtung und ebensolchen Ausblick...

Gut und teuer: die Schöttbullar...

Sancho hatte zuvor bereits seit potenzielles Abendmahl in einem schicken Vorgarten entdeckt: Drei süße aber fette Hasen hoppelten in diesem herum. Sancho meinte: "Lasst mich doch bitte mal kurz rein, ich will sie ja nur mal streicheln....so am Nacken!"

Ach so, da war ich ja stehengeblieben: Gegen 23.00 Uhr sind wir gestern bei klarem Himmel ins Bett gestiegen, nur um kurze Zeit später vom Prasseln auf Blechdach und Kunststoffhauben wieder geweckt zu werden. Nach einer "klasse Nacht" und eine Pause am Morgen ging das Regenmassaker dann pünktlich zu Abfahrt erst richtig los. "Machen wir nun nach nur 300 km schon wieder Rast, oder rauschen wir gleich bis in südlichste Gefilde (Insel Öland) weiter" lautete die Fragen von Frau Gretchen. Mit Värvik gab es die Option wieder ein bisschen schwedische Städtekultur zu schnuppen und via Schiff eine Ausfahrt in die "Schären" zu machen. Eine zerklüftete Küstenregion, die mit ihren angeblich rund 5.000 Inseln und Inselchen von Touristen entdeckt werden will. Dort sind wir dann nach kleiner Grundsatzdiskussion über Art und Weise wie ein Sabbat-Urlaub zu gestalten ist (was in den letzten Tagen schon das ein oder andere Mal der Fall war) dann auch gelandet.

ABER: Leider mussten wir schon wieder einmal tiermedizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Sancho hat schon seit einigen Wochen - was er immer wieder mal hat - den einen oder anderen kleinen "Pickel". Meist handelt es sich dabei um eine Haarwurzel, die nicht durch die Haut gedrungen ist und für Irritationen selbiger sorgt. Dieses Mal hat Ute allerdings vor ein paar Tagen versucht dieses Etwas auszudrücken, worauf es sich entzündete. Heute vormittag entdeckten wir dann ein dickes rotes "Ei" an seinem Hals. Also: Veterinär aufsuchen. Bei der 3. Adresse hatten wir Glück und uns bzw. Sanch-Panch wurde geholfen. Frau Doktor legte kurz Hand an und das dicke Ding platze förmlich auf - eine schöne offene Wunde war das Ergebnis. Desinfiziert wurde das ganze mit - die alten Pirate lassen grüßen - Kochsaltz bzw. einer Lösung davon. Das dürfen wir jetzt ein bis zwei Mal täglich wiederholen. Aber der kleine Vierbeiner zeigte sich wie bisher stets sehr tapfer und verzog keine Miene. Einige Stunden später sieht das ganze auch schon viel besser aus.

Ob das auch für das Wetter der kommenden Tage zutrifft? Die schwedische Bildzeitung titelte gestern so:

Auf deutsch heißt das wohl in etwa Regen, Gewitter, Kälte.
Gesehen hatte ich diese in der Lokalität, die uns unser gestriges Abendessen ermöglichte: Ein Pizza-/Dönerimbiss. Die beiden dort erworbenen Pizzen waren nicht nur gut, sondern auch derart groß, dass sie kaum in die wahrlich nicht kleinen Kartons passten...

Ach so: "Leider" probierte ich nicht die Spezialität des Hauses. Ich konnte nicht entziffern woraus der Belag bestand. Wer wäre hier mutiger gewesen?


Um auch wieder mal etwas Positives zu berichten bzw. länderspezifischen Eigenheiten aufzuzeigen: Während es bei uns vorallem Kindern obliegt -gerade auf eine Urlaubsfahrt - die Kennzeichen bzw. die hinter den Abkürzungen stehenden deutschen Städte der Fahrzeuge zu erraten, gilt es in Schweden offenbar "lustige" Buchstabenkonstellationen zu entdecken. Schwedische Zulassungen bestehen stets aus 3 Buchstaben gefolgt von 3 Ziffern. Hierbei hatten wir gestern folgende "interesante" Kombinationen im Angebot: "FKK" und "NSA". Heute entdeckt: dies hundebesitzerfreundliche Zulassung. Ob der neben diesen parkende Halter womöglich ein Bettenstudio oder dergleichen betreibt, war auf die schnelle nicht herauszubekommen.

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enrico tischendorf, 2015.07.09, 19:36
Der Belag auf der Pizza ist sicher biologisch erzeugt und abbaubar. :-)
Also nur Mut.
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