Drei im Womo
Blutiger Donnerstag
Donnerstag, 2. Juli 2015, 23:57
Es war nur eine Frage der Zeit. Wer bei einer so langen Reise davon ausgeht, dass nicht eines Tages etwas passieren könnte, der ist ein Tor. Die Straßen mäßig ausgebaut, schmal und eng. Die Tunnel ebenso. Dazu der einsetzende touristische Massenverkehr. Es war eine scheinbar harmlose Stelle: Ein netter kleiner Picknickplatz direkt an der Straße an einem netten Fluss. Gegen 15.00 Uhr peilten wir diesen an, um - genau - den fast alltäglichen Nachmittagskaffee samt leckerer Zimtteile einzunehmen. Gut die eine oder andere Mücke hatten wir schon bemerkt, aber als wir uns am Picknicktisch niederlassen, passierte es: Sancho wurde binnen Sekunden - keine Übertreibung! - Opfer einer Moskitoattake wie ich sie, egal ob bei Mensch oder Tier, noch nicht erlebt habe. Wir flüchteten in unser Womo zurück, wo wir den armen kleinen Kerl von Dutzenden dieser sch... Viecher händisch befreien mussten. Jedes dieser erzeugte beim Zerquetschen eine satten Blutfleck. Unser weißer Sitzschoner sah innerhalb kürzsester Zeit aus wie ein Schlachtfeld. Aber das schlimmste: Sancho hatten an jedem Punkt seines dünnbehaarten Körpers (Achseln, Schenkel), wo die Plagegeister ihn erwischt hatten sofort fette rote Punkte bekommen - ein allergische Reaktion.
Deshalb steuerten wir im nächsten Ort gleich die Touriinfo an und fragten nach einer Dyrklinik (Tierklinik) - zum Glück hatten sie eine. Dort bekam unser Kuschelrüde gleich eine Spritze und ein Mittel gegen Zecken/Mücken verabreicht. Gut dass wir uns so entscheiden hatten. Dass Norwegen - und keineswegs nicht nur Lebensmittel und Museumsbesuche verdammt teuer sind, führte uns die anschließende Rechnung vor Augen: 120 Euro -Respekt! In Schweden hatten wir für eine halbstündige umfangreiche Untersuchung/Behandlung noch "realistische" 55 Euro beblecht. Aber damit ist jetzt sowieso Schluss! Denn wir sind nicht mehr in Norwegen!


Auf dem Weg Richtung Schweden haben wir am späten Nachmittag die Grenze zu Finnland überquert. Erste sympathische Feststellung: Die Straßen sind besser und man darf größtenteils 100 fahren. Nachdem Sanchos Zwischenfall zeitlich ein gutes Stück nach hinten geworfen hatte, haben wir beschlossen den nächsten offiziellen Campingplatz anzusteuern. 50 km mussten wir fahren und sahen währenddessen nichts außer Bäume, Sümpfe und Rentierweiden- kein Haus, kein Dorf, k. Wem Noordnorwegen zu dicht besiedelt bzw. einfach zu hektisch ist, der findet hier im Nichts, unweit der russischen Grenze garantiert sein Glück.


Zweite sympthische Feststellung: In Finnland bekommt man Alkohol auch ohne Waffenschein - und soagr der freundliche Campingplatzbetreiber bietet den beliebten Gerstensaft zu moderaten Preisen an. Für uns ein Grund uns gleich ein Fläschchen bekannten Lapin Kultas zu genehmigen. Prost!

Von letzterem haben wir heute - Stichwort Blutzoll - auch nach Sanchos-Pech noch zu wenig gehabt. Denn Finnland zu dieser Jahreszeit (zumindest außerhalb von Städten) bedeutet Mücken, Mücken, Mücken. Wir sitzen jetzt in unserem Womo und man kann es kaum glauben: Die Biester kommen durch die Moskitinetze und Zwangsentlüftungen unserer Dachluken durch. Seit einer Stunde bitscht und batscht es hier, obwohl inzwischen alle Luken dicht sind. Ständig taucht wieder eine auf. Wir kratzen uns schon ohne dass wir gestochen wurden. Brrr.....


Ach so: Positives gab's zum Glück aber auch noch zu berichten. So sahen wir das Nordkapp, oder besser gesagt die Insel Magerøya, auf der sich das beliebte Ausflugsziel befindet, bei bestem Wetter noch einmal von ihrer schönen Seite. Auch jeder Menge Rentiere bekamen wir wieder vor Auge und Linse. Sancho gab völlig neue Laute von sich, als er vom Womo aus diese seltsame Hasenabart erblickte.





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