Drei im Womo
Donnerstag, 18. Juni 2015
Bates Motel
Donnerstag, 18. Juni 2015, 20:04
Beide sind Klassiker - jeder auf seine Weise. Hier Alfred Hitchcocks Film "Psycho" mit dem bekannten Gruselhaus "Bates Motel" und dort unser letztes Feriendominzil, der Campingplatz von Solrenning (von Ute ebenso tituliert). Zugegeben: Dass der nicht die erste Adresse am Ort ist, hatten wir schon von Außen gesehen. Auch die am Eingang erfragten Nächtigungskosten lagen unter der Hälfte aller bisher von uns aufgesuchten Plätze - hätten uns also nachdenklich stimmen können. Der alte Mann in der Rezeptionshütte hatte zudem irgendwie genetische Übereinstimmungen mit Freddy Krueger aus "Nigthmare on Elm Street", so meine Vermutung. Aber die Anhäufung halb verfallener Campinhütten, vergammelter Wohnwagen mit abgefu..ten Amischlitten ohne Kennzeichen davor hat uns dann doch etwas - sagen wir - "ratlos" gemacht. Ute wollte schon wieder fahren, doch immer entdeckten wir zwei neuere und offensichtlich bewirtschaftete Wohnmobile, die direkt am Ufer des idylischen Sees campierten. Als dann noch ein Paar aus dem Landkreis Winsen/Luhe - sprich Deutsche - kamen, wichen Utes Bedenken.


Um es kurz zu machen: Wir haben diesen seltsamen Ort überlebt, genau so wie die Nacht. Fast die ganze Zeitg regnete es. Aber: Wir mussten nicht frieren - also so im "Durchschnitt". Denn wir hatten am Vormittag bei unserer Abfahrt aus dem Sognefjord noch schnell einen Wasserkocher und einen Elektroheizer erstanden. Nachdem die Nächte deutlich im einstelligen Temperaturbereich liegen und 1) In Norwegen/Schweden einem wie bereits angeschnitten niemand deutsche Gasflaschen auffüllt und 2) der Strom auf norwegischen Camping-/Stellplätzen immer pauschal und nie nach Verbrauch abgegolten wird, haben wir uns für diese 10 bzw. 16 Euro teure Investition entschlossen. Einziger Haken an besagtem E-Heizer: Der Thermostat zeigt ein gewisses Eigenleben. Einmal angelaufen hält ihn nichts mehr auf. Ergo musste ich ihn heute Nacht, nachdem unser ebenfalls erst in Norwegen erstandenes, aber sehr nützliches, Reiseutensil - ein Innen-/Außenthermometer - satte 22 Grad angezeigte, doch mal ausschalten. Danach kühlte es wieder auf angenehme 15 Grad ab.

Apropos "Außen": Die Tatsache "andere Länder, andere Sitten" ist ja hinlänglich bekannt. Auch die Tatsache, dass Menschen heutzutage ihren Kindern - sagen wir - "seltsame" Namen geben. Aber die armen Norweger müssen schon ziemlich stutzen, wenn sie Ute nach ihrem Namen fragen, oder ihn z. B. vom Ausweis ablesen. Denn "Ute" heißt ist norwegisch nichts anderes als das Gegenteil von "Inne", zu Deutsch "Innen". Ergo heißt die arme Ute auf norwegisch schlicht und ergreifend "Außen". Das müssen schon seltsame Eltern sein, die ihr Kind "Außen" nennen (bitte entschulidge liebste Schwiegermutter Ursl wenn Du diese Zeilen liest: Dein Gulasch ist nach wie vor das Weltbeste!)....man kann es den Norwegern wohl nicht verübeln!

Nachdem die metereologichen Aussichen heute Morgen weiter nördlich Richtung Geiranger-Fjord nicht besser als unsere hier vor Ort waren, verbot sich ein Besuch des berühmtesteten aller Fjorde und auch die Benutzung weiterer landschaftlich idylischer Passstraßen (die Wolken hingen dort quasi in den Kniekehlen).

Doch auch "normale" skandinavische Landstraßen bieten links und rechts des Weges etwas für' Auge:



Also planten wir spontan um und fuhren in das angeblich so schöne Ålesund weiter nordwestlich. Eine Stadt, die mit ihren zahlreichen Jugendstilbauten Besucher betören soll. Ohne jetzt zu kritisch sein zu wollen (auch Ute stimmt mir hier zu): So "toll" ist die City auch nicht. Zugegeben, es etliche schöne Häuser:







Der Grund, warum so viele von diesen in eben diesem Baustil erreichtet wurden ist banal: 1904 brannte die Stadt fast vollständig ab. Also hat man sie im damals populären Bau-/Kunststil wiedererrichtet. Und da der deutsche Kaiser ein Fan von Norwegen und offensichtlich auch dieser Stadt war, schickte er etliche Schiffe mit Baumaterial für die Wiederauferstehung. Deshalb hat Wilhelm hier so etwas wie einen guten Ruf. Sogar eine Straße trägt ihm zu Ehren seinen Namen.

Aber links und rechts davon ist Ålesund eine eher normale norwegische Stadt mit ihren 45.000 EInwohnern. Alles ein bisschen verbraucht, ein bisschen traschy. Nachdem der zentral gegelegene Wohnmobilstellplatz (auf solchen Plätzen dürfen nur selbstfahrende Caravane sich hinstellen. Sie bieten kaum Komfort und selten grünen Rasen, sind dafür aber praktisch und gut erreichbar, was auch für das Umfeld - oft Städte - gilt) auch nicht sehr idylisch und sauber, dafür mit 30 Euro pro Nacht aber sauteuer ist, werden wir morgen bereits wieder aufbrechen und uns ein schöneres Fleckchen Norwegen suchen. Ein entspanntes Kaffeetrinken mit leckerem Gebäck (das können sie die Norweger!) war dennoch drin. Genau so wie ein super schmackhaftes Abendessen, das Ute gezaubert hatte. Frischer Lachs vom Hafen und ein tip-top Risotto. Übrigens eines der ganz wenigen Dinge, die hier "preiswert" bzw. günstig sind. 5 Euro für zwei große Stücke Fisch sind echt ein Wort! Genau das bzw. die Sprache verschlug es uns, als wir bei unserem Stadtbummel an einem Lokal vorbei kamen und auf die Speißekarte blickten. Erst wollte ich noch sagen "12 Euro für ein Gericht mit Pommes sind doch völlig ok!". Doch Ute meinte "Das ist nur der Preis für Pommes als Beilage!". Pizza kostete dort nebenbei 35 Euro - pro Person versteht sich!



Ach so: Gestern hatte ich berichtet, dass wir das mit dem Fährefahren geübt hatten. Nachdem das so war, haben wir heute auf der Landkarte die direkteste Route von A nach B gewählt. Deshalb sind wir heute gleich 3 Mal Fähre gefahren - Fähren für Fortgeschrittene quasi.




Das, was da am linken Bildrand zu sehen ist, ist ein "merkwürdiger" Tanklaster ohne Beschriftung, den wir sage und schreibe drei Mal überholten. An jeder Fähre drängelte er sich vor und durfte als erster wieder von Bord. Der Kerl fuhr mit seinem 38-Tonner wie ein Henker, also wie fast alle Lkw- Fahrer hierzulande. Vor allem Ute kommen hier bei jedem dieser Kolosse, der uns auf engen Landstraßen entgegenkommt, böse Erinnerungen an unseren Polenurlaub hoch. Dort fahren Trucker einfach nur wie die Gaskranken. Was übrigens ein gutes Stichwort ist. Auf der dritten Fähre, als der Laster mit seinen orangefarbenen Warnschildern vor uns Stand und ich mich fragte, weshalb der Tankauflieger unten voller Eis war,, googelte ich mal, was sich hinter "223 1972" verbirgt. Es war Erdgas...

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